VAR zur Weihnachtsfeier?
Eintracht Frankfurt steuert nach dem fünften sieglosen Spiel in Folge auf eine respektable Krise zu - Aufreger der Partie ist ein Kung-Fu-Tritt von Alexander Nübel.
Das bittere Ende eines mal wieder enttäuschenden Spiels hatte Mijat Gacinovic schon nicht mehr im Stadion erlebt. Der Mittelfeldspieler war da bereits auf dem Weg in ein Gelsenkirchner Krankenhaus. In der 67. Minute war Gacinovic vom Schalker Torwart Alexander Nübel brutal umgetreten worden, Gacinovic blutete nach dem „fürchterlichen Foul“ (Trainer Adi Hütter) am Mund, war aber bei Bewusstsein geblieben. Der Zusammenprall weit in der Schalker Hälfte erinnerte stark an das Foul weiland 1982 bei der WM in Spanien, als der deutsche Torwart Harald Schumacher den Franzosen Patrick Battiston niedergestreckt hatte. Schiedsrichter Felix Zwayer stellte, anders als damals, den Übeltäter sofort vom Feld. Die Frankfurter Entourage unterstellte Nübel allerdings keinerlei Absicht. Zudem war Gacinovic noch glimpflich davon gekommen, im Krankenhaus wurde eine schwere Rippenprellung diagnostiziert.
Fast 30 Minuten inklusive Nachspielzeit agierte Eintracht Frankfurt in der Folge in Überzahl, trotzdem schafften es die Hessen nicht, den 21 Jahre alten Ersatztorwart Markus Schubert, bislang ohne jede Erfahrung in der Bundesliga, in die Bredouille zu bringen. Lediglich einen einzigen Schuss von Erik Durm in der 87. Minute musste der Schalker Schlussmann in der Frankfurter Drangperiode abwehren. Viel zu wenig natürlich, um das 0:1 (53.) durch Benito Raman auszugleichen, der einen katastrophalen Fehler von Frankfurts Rechtsverteidiger Almamy Touré gnadenlos zum Schalker Siegtreffer nutzte.
Eintracht Frankfurt: Auf der Suche nach dem Glück
„Uns fehlt ein bisschen das Glück und ein bisschen die Qualität“, fasste der gute Frankfurter Torwart Frederik Rönnow die 90 Minuten zusammen. Djibril Sow, völlig überforderter Mittelfeldspieler, empfand die hohe Belastung - es war gestern bereist das 29 Pflichtspiel - als Grund für die neuerliche Niederlage. „Heute waren einige müde.“ Er selbst nahm sich nicht aus, „ich habe noch nie so viele Spiele hintereinander bestritten.“ Die Frage muss erlaubt sein, warum Trainer Adi Hütter immer wieder auf den offensichtlich überspielten Schweizer baute.
„Im Moment fehlt uns die Leichtigkeit im Spiel“, sagte Sow. Nach lediglich einem Punkt aus fünf Spielen durchlaufe man „eine schwierige Phase“, meinte der Schweizer. Auch Torwart Rönnow mag noch nicht von einer Krise reden, aber: „Wir müssen es besser machen.“ Trotzdem: Eintracht Frankfurt steckt in einem Tal und muss den Blick sehr bestimmt nach unten richten. Sechs Punkte beträgt der Abstand nur noch bis zum Relegationsplatz, zwei Spiele stehen in dieser Hinrunde noch an, Köln am Mittwoch im eigenen Stadion, für Hütter ist es ein Spiel „von unglaublich großer Bedeutung“. Zudem muss die Eintracht am kommenden Sonntag noch nach Paderborn. Die Eintracht ist unter Druck geraten, wenigstens ein Sieg muss dringend her, um nicht unruhige Weihnachten feiern zu müssen.
Eintracht Frankfurt so gut wie ohne Torchance
Nur: Im Augenblick fehlt ein wenig der Glaube, wie die Mannschaft das schaffen will. Wieder gab es kein Stürmertor, dieses Mal kreierten die Frankfurter trotz Überzahl kaum Tormöglichkeiten. Da ist keine Idee mehr zu sehen, kein Esprit. Allein mit Flanken versuchen sie ihr Glück. Und wenn Timothy Chandler schon barmt, „im letzten Drittel muss halt auch mal einer durchrutschen“, dann liegt schon einiges im Argen.
Immerhin, Selbstkritisches ist zu hören: „Ein Punkt aus fünf Spielen ist zu wenig, da machen wir kein Hehl daraus. In vielen Spielen finden wir nicht die richtige Lösung“, sagte Hütter. Von Sorge, gar Angst will er nicht sprechen, „wir haben Respekt vor der Situation und sehen den Realitäten ins Auge“. Er sei aber zuversichtlich, dass die Mannschaft schnell wieder in die Spur findet.
Die Partie auf Schalke, die die Eintracht eher defensiv angegangen war und zunächst ohne die Offensivspieler Daichi Kamada, Goncalo Paciencia und André Silva, dafür überraschend mit dem blitzgenesenen Bas Dost, war eine halbe Stunde lang überhaupt nicht in Gang gekommen.
Beide Mannschaften vermieden jedwedes Risiko, schoben sich die Bälle nur quer zu und zurück, nur keinen Fehler machen, nur nichts wagen. Dass Eintracht Frankfurt nach vier Spielen ohne Sieg in der Liga und der peinlichen2:3-Niederlage vom Donnerstag in der Europa League gegen Vitoria Guimaraes nicht eben vor Selbstvertrauen strotzte, wie Sow hinterher einräumte, mag ja noch nachzuvollziehen gewesen sein, dass aber auch Schalke im eigenen Stadion und als turmhoher Favorit auf Nummer sicher spielten, verwunderte dann doch. Dabei hatten die königsblauen Hausherren nach den ersten 45 Minuten 63 Prozent Ballbesitz.
In Überzahl nicht zwingend genug
Dennoch dauerte es geschlagene 28 Minuten, ehe der Frankfurter Torwart Frederik Rönnow einen ersten, allerdings gleich gefährlichen Schuss entschärfen musste. Nationalspieler Suat Serdar stellte ohne auf eine erste Probe, der Däne bestand sie, genauso wie er auf dem Posten war, als Benito Raman allein vor ihm auftauchte (42.). Die allerbeste Chance, allerdings auch die einzige, hatte sich dennoch der Eintracht geboten, eine Freistoßhereingabe köpfte Rechtsverteidiger Almamy Touré aus allerdings abseitsverdächtiger Position in die Arme von Schlussmann Alexander Nübel (39.).
Die Schalker wären nie und nimmer in Führung gegangen, wenn sich nicht Touré einen Fehler geleistet hätte, der auch in der B-Jugend bestraft wird: den Ball viel zu lang führen und dann im Dribbling hängenbleiben. Prompt verlor er ihn, Amine Harit bediente den mitgelaufenen Benito Raman, der mit links Rönnow keine Chance ließ (54.). Kurz darauf kam der Platzverweis für Alexander Nübel und eine knappe halbe Stunde Hoffnung für Eintracht Frankfurt - eine Hoffnung, die trog.