Eintracht Frankfurt gewinnt mit 1:0 gegen Vaduz und verliert Marco Russ
Dieses Mal hatte der Frankfurter Torhüter schon vor dem Abpfiff jede Menge Arbeit. Weil die ganz in Rot gekleideten Anhänger der Eintracht vor dem Spiel allerlei rote Papierschnitzel in den Abendhimmel schossen, musste der Ballfänger erst noch seinen Torraum säubern. Er tat das sehr akkurat, wohl ahnend, dass er im Verlauf der ersten Halbzeit dazu wohl nicht mehr kommen würde. Tatsächlich musste Kevin Trapp an diesem Abend gegen den krassen Außenseiter aus der zweiten Schweizer Liga öfter eingreifen als er und viele andere das im Stadtwald gedacht hatten. Natürlich ließ Eintracht Frankfurt in der dritten Runde der Europa League-Qualifikation gegen den FC Vaduz nichts mehr anbrennen. Allerdings hieß es auch nur 1:0 (1:0) am Ende einer viel zu selten unterhaltsamen, oft recht zähen Partie. Bereits das Hinspiel in Liechtenstein hatten die Hessen mit 5:0 für sich entschieden.
„Insgesamt haben wir uns schwer getan, wir hätten ein bisschen besser spielen können, aber wir sollten nicht zu kritisch sein“, resümierte Sportvorstand Fredi Bobic. Die Mannschaft sei zusammengewürfelt worden – und werde so vermutlich nie wieder so zusammenspielen, mutmaßte der Macher, der betonte: „Für einige Jungs war es ganz wichtig, dass sie auf dem Platz standen.“
Damit war vor allem Sebastian Rode gemeint. „Es war ein gutes Stück Arbeit, weil Vaduz keine Laufkundschaft ist. Es war nicht so glanzvoll wie sonst“, sagte der vorbildliche Kämpfer, der nur 14 Wochen nach einer Knorpelverletzung wieder mitspielte. „Wer so eine Bühne für sein Comeback bekommt, muss zufrieden sein. Gewonnen haben wir auch noch, deshalb bin ich sehr zufrieden. Ich hatte einen guten Operateur - und ein bisschen Glück mit der Stelle, wo der Knorpel abgeplatzt ist“, ergänzte der Rückkehrer Rode.
Unter den Augen des NHL-Eishockeystars Leon Draisaitl (Edmonton Oilers), der auf Einladung der Eintracht Zeuge dieser Partie war, nutzten die Frankfurter dieses Spiel als bessere Trainingseinheit. Erwartungsgemäß hatte Trainer Adi Hütter sein Team massiv durcheinandergewirbelt, bis auf Torhüter Trapp und Dejan Joveljic stand kein Frankfurter Profi von der Elf auf dem Platz, die am Sonntag in Mannheim gespielt hatte. Rode machte seine Sache ganz ordentlich. 70 Minuten hielt er durch, dann wurde er durch Daichi Kamada ersetzt. Auch Timothy Chandler, der ebenfalls monatelang wegen eines Knorpelschadens nicht dabei sein konnte, stand in der Startformation. Die Stammkräfte Makoto Hasebe, Ante Rebic, David Abraham und Filip Kostic zählten nicht einmal zum 18 Mann umfassenden Kader, sie wurden geschont für die Partie zum Bundesligaauftakt gegen die TSG Hoffenheim (Sonntag 15.30 Uhr).
Ein Wermutstropfen aber war die schwere Verletzung des Routiniers Marco Russ, der nach einem Kopfballduell mit Verdacht auf Achillessehnenriss vom Feld musste. „Die Anzeichen verdichten sich. Das ist sehr bitter“, sagte Sportdirektor Bruno Hübner. Sollte sich diese erste Diagnose bestätigen, könnte dies fast das Karriereende des 34-Jährigen bedeuten. Ohnehin hatte Russ in der jüngeren Vergangenheit öfter mit Problemen an der Achillessehne zu kämpfen, zuletzt musste er von März bis April deswegen pausieren. Nach einer Stunde kehrte Russ, an Krücken humpelnd, immerhin auf die Auswechselbank zurück. Bobic verriet, dass ihm Russ noch in der Kabine gesagt hätte, er habe schon Schlimmeres erlebt - in dem Fall war die Hodenkrebserkrankung vor drei Jahren gemeint. Für die Kollegen geht es nächste Woche in Straßburg schon weiter, Racing hatte sich am Donnerstagabend erwartungsgemäß gegen Lok Plovdiv durchgesetzt, am 22. und 29. August finden diese Relegations-Partien statt.
Kevin Trapp warnt vor nächstem Gegner Straßburg
„Ich kenne den Gegner aus meiner Zeit in Paris. Ein physisch sehr starker Gegner, der uns alles abverlangen wird. Für diesen Kampf müssen wir vom Kopf bereit sein“, warnte Torwart Kevin Trapp. „Es soll mit Straßburg nicht enden, sondern die letzte Station für die Gruppenphase sein“, forderte Bobic.
Erneut werden die Hessen zunächst auswärts antreten, das Rückspiel ist bereits ausverkauft. Einen Tag später, am 30. August, wird in Monaco die Gruppenphase ausgelost, sicher dabei sind bereits solche Hochkaräter wie FC Arsenal, Manchester United, AS Rom, FC Sevilla oder Besiktas Istanbul.
Seriös wollten die Hessen die Begegnung gegen Vaduz ohne Druck angehen. Das taten sie zwar, aber es fehlte natürlich die Spannung, Und die Eintracht tat sich schwer. Joveljic, die einzige Spitze, war auf sich allein gestellt, „ihn haben sie allein gelassen“, urteilte Hübner nach 45 Minuten.
Großen Druck entfaltete die Eintracht nicht, viel zu häufig wurde quer und zurückgespielt, viel zu selten steil über die Außen oder direkt nach vorne. Deutlich war zu sehen, dass dieses Frankfurter Ensemble nicht eingespielt war. Das Spiel blieb lange Zeit sehr holprig, viel zu viele Fehlpässe spielten die Frankfurter, je länger die Begegnung dauerte, umso mehr ging dem Spiel die Luft aus. Die Eintracht tat wirklich nur das nötigste, um weitgehend unbeschadet aus der Partie zu kommen.
So blieb es schließlich beim dünnen 1:0, das Jonathan de Guzman (31.) erzielt hatte. Zuvor hatte Mijat Gacinovic mit einem fulminanten Schuss den Pfosten getroffen. Sehr viel mehr Höhepunkte hatte dieses Spiel vor allem zweite Halbzeit nicht mehr zu bieten. Der Stimmung auf den Rängen tat die matte Vorstellung keinen Abbruch. Wie immer wurde das Team hinterher über Gebühr gefeuert.