Als Schiedsrichter Florian Exner diese vogelwilde, seltsame Bundesligapartie im Borussia-Park mit seinem finalen Pfiff beendet hatte, legte sich eine eigenartige Atmosphäre übers Stadion. Die einen, die mehr als eine Stunde nach allen Regeln der Kunst vorgeführt wurden, schienen ganz zufrieden zu sein, klatschten sich aufmunternd ab. Die anderen, die lange Zeit wie ein Orkan über ihre Kontrahenten hinweggefegt waren, schauten sich ungläubig an, schüttelten den Kopf. Verkehrte Welt.
Ein halbes Dutzend Tore hatte Eintracht Frankfurt in nicht mal 50 Minuten in Mönchengladbach erzielt, sie führte mit sage und schreiben 6:0, auch in dieser unwirklichen Höhe verdient, es hätte auch 7:0 oder 8:0 stehen können, ein glasklarer Handelfmeter wurde – aus was für Gründen auch immer – zudem verweigert. Und nichts, aber auch gar nichts sprach dafür, dass die Frankfurter „mit gedämpfter Stimmung“ (Ansgar Knauff) durch die Nacht nach Hause fahren würden. So kam es aber.
Denn die Hessen schafften das Kunststück, das Fußballspielen nach einer guten Stunde komplett einzustellen und einen Gegner wieder ein Stück weit zurückzuholen, der kläglich wie ein Absteiger vor sich hin dilettierte.
Durch einfachste Spielweise, also hohe Bälle in den Strafraum, erzielten die Gladbacher noch drei Tore binnen elf Minuten und insgesamt vier Treffer binnen 25 Minuten. Am Ausgang des Spiels änderte das nichts mehr, zu hoch war die Führung der Eintracht, aber irgendwie fühlte sich dieser irre 6:4 (5:0)-Sieg nicht mehr an wie ein Triumph oder eine Machtdemonstration. Das war der Auftritt über eine Stunde aber sehr wohl.