Chance gewahrt...
Die Frankfurter Eintracht hat am Donnerstagabend im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League nur eines ihrer Ziele erreichen können: nämlich zu Null zu spielen. Ein eigenes Tor war den Hessen im Spiel gegen Inter Mailand allerdings auch nicht vergönnt. Die Entscheidung über den Einzug ins Viertelfinale wird nach dem 0:0 in Frankfurt damit erwartungsgemäß in einer Woche in Mailand fallen.
„Die Ausgangsposition, die wir uns heute verschafft haben, ist okay“, sagte Eintracht-Torhüter Kevin Trapp nach dem Schlusspfiff. Und Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic formulierte es so: „In der Kathedrale des Fußballs in Mailand ist auf jeden Fall etwas drin.“
Die Eintracht hat es gestern Abend allerdings verpasst, in ihrer starken Phase nach der Pause, als sie 25. 30 Minuten enormen Druck entwickelte und die Spitzenmannschaft gehörig in die Bredouille gebracht hatte, einen Treffer zu erzielen. Allerdings war Inter Mailand auch keine Laufkundschaft, sondern war genau der abgezockte, außerordentlich spielstarke Widerpart, den man erwartet hatte. Die Eintracht wird sich am 14. März enorm strecken müssen, um das Viertelfinale doch noch zu erreichen. Allerdings besteht dann die Hoffnung, dass Unterschiedsspieler Ante Rebic wieder mit von der Partei sein kann. Rebic, der am Knie verletzt ist, hatte den Hessen gestern merklich gefehlt.
Trainer Hütter hatte die Elf nominiert, die allenthalben erwartet worden ar, also ohne David Abraham, dessen Oberschenkelverletzung einen Einsatz auf diesem Niveau noch nicht zuließ. Im defensiven Mittelfeld agierte wieder Gelson Fernandes.
Es herrschte wieder eine sehr euphorische, begeisternde Europa-League-Stimmung vor dem Anpfiff im Stadtwald, dieses Mal hatten die Eintracht-Anhänger nicht auf ihre schon berühmte Choreographie verzichten wollen. Das ganze Stadion empfing die 22 Spieler mit weiß-roten Fähnchen, dazu gab es was zu feiern: Am heutigen 8. März vor 120 Jahren wurde der Vorläuferverein von Eintracht Frankfurt gegründet. Die Stimmung im bunt geschmückten Stadion schien überzukochen, als der schottische Schiedsrichter William Collum dann endlich das Achtelfinale anpfiff. Alles war bereitet für eine weitere magische Nacht im proppevollen Waldstadion.
Und Inter Mailand, aktuell Tabellenvierter in der Serie A, entpuppte sich dann auch gleich als eine Mannschaft von bemerkenswerter Qualität. Minutenlang kamen die Frankfurter in der Anfangsphase nicht an den Ball, wie an der Schnur gezogen lief die Kugel durch die italienischen Reihen, die Gastgeber hetzten hinterher und sahen doch meist nur die Hacken ihrer Gegenspieler. Torwart Kevin Trapp hatte im ersten Abschnitt gefühlt die meisten Ballkontakte aller Frankfurter Spieler, einen Weg durch das dicht gestaffelte Abwehrbollwerk von Inter jedenfalls fanden die Hessen lange Zeit nicht.
Sportdirektor Bruno Hübner sollte Recht behalten mit seiner am Vortag geäußerten Feststellung, wonach Inter „noch eine Hausnummer über Donezk“ anzusiedeln sei. Mailand war nicht nur in der Offensive stark, sondern – im Gegensatz zu Schachtjor Donezk – eben auch in der Defensive. Für die Eintracht gab es im ersten Abschnitt allenfalls ein paar Halbchancen, einmal wurde ein Pass von Sebastien Haller (10.) im letzten Moment noch abgeblockt, dann fanden die flachen Hereingaben des sehr agilen Filip Kostic keine Abnehmer. Auch Stürmer Luka Jovic fiel nur einmal mit einem fast schon verzweifelten Schussversuch auf. Der berühmte italienische Catenaccio, von Inter Mailands Coach Helenio Herrera in den 1960ern einst erfunden, hielt.
Und auch die Frankfurter Defensive musste Schwerstarbeit erledigen. Die Italiener, die mit drei Spitzen antraten, waren brandgefährlich. Erneut war Makoto Hasebe als Libero in bestechender Form, hielt die Hintermannschaft zusammen. Doch dass die Eintracht zur Pause ohne Gegentor geblieben war, hatte sie allein Torwart Kevin Trapp zu verdanken, der in der 22. Minute einen sehr umstrittenen Elfmeter von Marcelo Brozovic parierte. Zuvor hatte Fernandes Stürmer Lautaro Martinez geschubst.
Mit dem 0:0 zur Pause waren die Frankfurter gut bedient. „Wir müssen endlich unsere Ängstlichkeit ablegen“, forderte Hübner in der Pausenanalyse. Gesagt, getan. Tatsächlich zeigten die Hessen dann ein anderes Gesicht. Jetzt waren es die Frankfurter, die Inter in die eigene Hälfte drückte und einen enormen Druck entwickelten. Erst scheiterte Martin Hinteregger (49.) mit einem Kopfball an Torwart Samir Handanovic, dann forderten bald 48.000 Zuschauer vehement Elfmeter, nachdem Danilo D’Ambrosio Stürmer Haller im Strafraum umgerannt hatte. Eintracht-Trainer Hütter hatte danach aus Wut über den ausgebliebenen Pfiff eine Trinkflasche umgetreten. Prompt wurde er vom Schiedsrichter auf die Tribüne verbannt.
Die Eintracht war jetzt richtig gut drin im Spiel. Und erzielte durch Danny da Costa sogar ein Tor (56.), doch Haller stand dabei im Abseits, behinderte den Torwart. Doch trotz drückender Überlegenheit kamen die Gastgeber nicht entscheidend durch, immer wieder stand ein italienisches Bein im Weg, wurde ein gut gemeinter Pass abgeblockt, wurde das Zuspiel unterbunden. Drei Minuten vor dem Ende hatte Jovic noch eine Möglichkeit, doch seinen Schuss von der Strafraumgrenze parierte Handanovic genauso wie kurz darauf den Versuch von Mijat Gacionovic. Aber verteidigen, das muss man den Italienern lassen, können sie hervorragend.